Die Hunderassen gelten als Qualzuchten
Wir lieben bestimmte Hunderassen, doch einige gelten mittlerweile als gefährlich überzüchtet. Wir erklären, welche Hunde als Qualzuchten gelten und warum.
Wir lieben Hunde. Egal, ob aus dem Tierschutz oder vom Züchter, die süßen Vierbeiner gelten nicht ohne Grund als beste Freunde des Menschen. Doch auch, wenn es auf die inneren Werte ankommt, sind einige Rassen bei Menschen besonders beliebt, weil sie so süß sind oder besonders gut gehorchen. Doch bestimmte Trends haben für die Hunde leider auch einen großen Nachteil: Die Merkmale vieler Hunde werden bei der Zucht bevorzugt. Dadurch entstehen Überzüchtungen. Bei den Hunderassen, die davon betroffen sind, sprechen Tierschützer*innen von Qualzuchten. Wir zeigen dir, welche Tierarten betroffen sind und erklären, warum sie so schädlich sind für die Tiere.
Welche Merkmale sind besonders gefährlich?
Bekannte Merkmale, die zu Qualzuchten führen: Das „Dilute-Gen“
Es gibt verschiedenen Merkmale, die zu Qualzuchten bei gezüchteten Tieren führen können. Dazu zählt das „Dilute-Gen“, welches eine Aufhellung der Farbintensität des Fells verursacht. Eine gestörte Entwicklung der Haarfollikel führt dazu, dass die Hunde bereits im jungen Alter Haarausfall bekommen können und außerdem unter Hautentzündungen, Nebennieren-Insuffizienz, Störungen des Immunsystems wie Infektanfälligkeit und Allergien verursachen können. Das möchte man wirklich keinem Hund zumuten.
Doch leider ist das nicht das einzige Merkmal, auf das du achten solltest:
Verkürzte und fehlende Ruten & Zwergenwuchs
Auch Schwanzverkrüppelungen (Brachyurie = kurze Rute, Anurie = fehlende Rute) sind in der Zucht häufig und beliebt. Diese führen zu verkürzten Schwänzen, fehlenden Schwänzen, Korkenzieherschwänzen, Knickschwänzen. Bei Fehlbildungen kommt es dann Blockwirbeln, Schmetterlingswirbeln oder Keilwirbeln bis hin zu einer Spina bifida (offener Rücken). Auch disproportionierter Zwergenwuchs (Chondrodysplasie) ist ein häufiges Merkmal von Qualzuchten. Je nach Ausmaß können die Hunde an Lähmungen und Überempfindlichkeit leiden, die in Verbindung mit Darmkomplikationen und Inkontinenz stehen. Ein besonders bekanntes Merkmal ist außerdem die Kurzköpfigkeit, die zu Atemwegssyndromen führen kann.
Die Liste ist leider noch nicht zu Ende:
Der umgekehrte Rückenhaarkamm und der krumme Rücken
Ein eher modernes Qualzuchtsymptom ist der umgekehrte Rückenhaarkamm, auch als „Ridge“ bekannt. Er kann zu Wucherungen in der Haut auf dem Rücken von Hunden führen, die manchmal bis in den Wirbelkanal hineinreichen können. Dadurch können entzündliche Infektionen wie Meningitis (Hirnhautentzündung) und Myelitis (Rückenmarkentzündungen) entstehen. Auch immer problematischer wird die Hüftgelenksdysplasie (HD). Dabei wird der Rücken eines Hunde krumm gezüchtet und führt im schlimmsten Fall zu Verformungen, Gelenkverschleiß und Verhärtungen der Gelenkkapsel sein und anschließend zu schmerzhafter Lahmheit. Arthrose kann bereits im frühen Alter auftreten.
Und auch darauf solltest du achten:
Das Nacktgen
Besonders problematisch sind außerdem auch Überzüchtungen bei Nackthunden: Nackthunde, die das Nacktgen von beiden Elternteilen in einer bestimmten Kombination erben, sind leider nicht lebensfähig und sterben entweder vor oder kurz nach der Geburt.
Bekannt sind außerdem große Hautfalten, welche die normale Funktion der Haut beeinträchtigen können, da die Haut nicht richtig atmen kann. Sie bieten zudem gefährlichen Lebensraum für Bakterien, Pilze und andere Krankheitserreger, die zu Entzündungen und Hautirritationen führen können.
Nun beginnen wir aber mit den Rassen, die häufig von Qualzuchten betroffen sind: Welche Hunderassen gelten nun als besonders gequält durch die Zucht durch den Menschen?
#1 Dackel/Teckel
Ja, auch er gehört zu den Rassen, die immer mehr unter Qualzuchtmerkmalen zu leiden haben:
Der Teckel, bekannt als Mitglied der chondrodysplastischen Rassen, ist anfällig für frühe Fehlbildungen in den Zwischenwirbelscheiben. Chondrodysplasie ist eine genetisch bedingte Störung, die die Entwicklung von Knorpel und folglich auch von Knochen betrifft. Symptome umfassen verkürzte Extremitäten und Beinfehlstellungen, die zu einem vorzeitigen Wachstumsstopp, dem sogenannten Zwergwuchs, führen. Durch gezielte Zucht wurden beim Teckel im Laufe der Zeit kurze Beine und ein langer Rücken gefördert. Betroffene Hunde können sich nur schwer oder gar nicht mehr bewegen. Jene, die noch dazu in der Lage sind, zeigen oft einen unsicheren Gang. In schweren Fällen können Komplikationen wie Probleme mit der Blasenentleerung und Kotabsatz auftreten. Hunde mit Dackellähme leiden zudem unter starken Schmerzen.
Sein Kollege hat leider unter einer anderen Sache zu leiden ...
#2 Cavalier King Charles Spaniel
Es ist für viele Menschen kaum zu glauben, aber tatsächlich gehört der beliebte Cavalier King Charles Spaniel zu denen am meisten von Erbfehlern belasteten Hunderassen. Bei der Zucht wurde in den letzten Jahrhunderten vor allem auf sein Aussehen geachtet, da der kleine Schoßhund besonders leicht und niedlich sein sollte: Der heutige Cavalier King Charles Spaniel hat eine Schulterhöhe von 32 bis 34 Zentimetern und ein Gewicht von 5,5 bis 8 Kilogramm. Auch er leidet oft an Brachycephalie.
Der Schädel des Cavaliers ist häufig zu klein für sein Gehirn. Das Hirnwasser kann sich somit nicht regelmäßig neu bilden und über das Rückenmark abfließen, da das Gehirn im kleinen Schädel den Abfluss blockiert. Dadurch staut sich Hirnwasser und der starke Druck im Kopf führt zu Nervenreizungen, Ausfallerscheinungen und starken Schmerzen.
Er leidet nicht als einziger unter seiner Größe ....
#3 Chihuahua
Chihuahuas, zarte Geschöpfe, ja fast die Fliegengewichte unter den Hunderassen, tragen leider besonders schwer an den Folgen ihrer Zucht. Der Grund: Weil sie so klein sind, zogen Chihuahuas das unglückliche Los, von zahlreichen Promis als Modehunde gehalten worden zu sein. So wurde es Mode, ihre Merkmale besonders hervorzuzüchten. Ihre häufig offene Schädeldecke, eine züchterische Eigenart, macht sie besonders anfällig für Hirnverletzungen bei harmlosen Stößen. Eine Patella-Luxation, bei der die Kniescheibe aus der Bahn springt, bringt sie oft zum Lahmen vor Schmerz. Gelenkprobleme und Herzklappenfehler plagen sie zusätzlich. Vielen bleibt ihr Leiden lange verborgen, bis ihr vergrößertes Herz sie schlapp und hustend zurücklässt. Chihuahuas brauchen dringend regelmäßige Tierarztbesuche, um ihr Leid zu mindern.
Eine weiter Art leidet unter einem anderen Faktor ...
#4 Die Französische Bulldogge
Die Französische Bulldogge ist bei den Deutschen als Hund besonders beliebt, da die kleinen Kerle neugierig, freundlich und abenteuerlustig gelten. Und natürlich sind sie mit ihren großen Augen, der kurzen Nase und den Fledermausohren einfach super süß. Doch diese Hunderasse gilt als überzüchtet und wird von vielen Expert*innen als Qualzucht eingestuft:
Der Kopf der meisten Welpen ist bei der Geburt mittlerweile so groß, dass er nicht mehr durch den Geburtskanal der Mutter passt. Auch der Geschlechtsakt ist aufgrund der Körperproportionen meist nicht mehr natürlich möglich und die Zucht kann nur noch durch künstliche Befruchtung erfolgen. Die Tiere leiden zudem unter den verkürzten Atemwegen, trockenen Augen und Ohrenentzündungen. Ihre Alterserwartung sinkt dadurch. Die Niederlande hat die Zucht der Tiere nun, wie auch einige andere Rassen, verboten.
Auch die nächste Rasse leidet unter der kurzen Nase ...
#5 Mops
Auch der Mops darf in den Niederlanden nicht mehr gezüchtet werden. Der Grund dürfte auch für die meisten Laien sehr offensichtlich sein: Die Merkmale, die den Mops ausmachen, sind seine kurze, platte Nase und die riesigen Augen, die die Hälfte des Gesichts bestimmen. Sie leiden außerdem unter einem überlangen Gaumensegel. „Nicht süß, sondern gequält“ lautete der Titel einer Pressemitteilung der Bundestierärztekammer über das sogenannte brachyzephale Syndrom. Dabei handelt es sich um einen verkürzten Gesichtsschädel, der zu dauerhaften Atemnot führt. Das führt zu dem dauerhaften Röcheln, das Möpse beim Laufen, Liegen und Schlafen von sich geben müssen. Hitze oder starker Aufregung kann für sie schnell zu einer Lebensgefahr durch Atemnot führen.
Kommen wir zum nächsten Hund ...
#6 Deutscher Schäferhund
Ja, auch der beliebte Schäferhund, der eigentlich einst als Wach-, Haus- und Hütehund eingesetzt wurde, ist heute von Überzüchtung betroffen. Besonders der Rücken der Tiere zeigt die qualvolle Eigenschaft einer Hüftdysplasie auf. Ihnen wurde ein stark abfallender Rücken angezüchtet. Einige Tiere können damit kaum noch laufen, leiden unter starken Rückenschmerzen und fangen früh an zu humpeln. Auch Atrose tritt bei Hunden mit diesem überzüchteten Merkmal häufig auf. Viele betroffene Schäferhunde versuchen, das schmerzhafte Gelenk zu entlasten, wodurch es zur Mehrbelastung der anderen Seite, aber auch der Wirbelsäule und der Gelenke der Vordergliedmaßen kommen kann. Muskel-Skelett-Erkrankungen sind daher leider immer mehr eine häufige Todesursache.
Ein weiterer großer Hund hat ein anderes Problem ...
#7 Rhodesian Ridgeback
Diese Hunde wurden in afrikanischen Ländern für die Jagd von Löwen gezüchtet. Charakteristisch ist der Fellstrich, der entgegengesetzt der Fellrichtung auf der Wirbelsäule zu sehen ist, der Ridge genannt wird. Doch gerade dieses Merkmal kann während der Zucht zu einer gefährlichen Entwicklung führen: In der embryonalen Entwicklung bleiben Haut und Rückenmark oft unvollständig voneinander getrennt, was die Bildung gefährlicher Zysten begünstigt. Diese entzünden sich häufig und können zu einer lebensbedrohlichen Hirnhautentzündung führen. Gelähmte Hinterbeine sind bei diesen Hunden leider keine Seltenheit, was ihr Leiden weiter verschlimmert.
Mit einem ganz anderen, aber immer noch quälendem Symptom, müssen seine Artgenossen leben ...
#8 Englische Bulldogge
Die majestätischen Englischen Bulldoggen, mit ihrem markanten Aussehen, sind leider Opfer von Qualzuchtpraktiken geworden. Ihre kurze, platte Schnauze, charakteristisch für die Rasse, führt oft zu Atemproblemen und Überhitzung. Die überzüchteten Falten im Gesicht und die massive Körperstruktur verursachen Hautfalteninfektionen und Gelenkprobleme. Viele Hunde dieser Rasse leiden auch unter Geburtskomplikationen aufgrund ihrer breiten Köpfe und engen Becken. Die extreme Selektion auf bestimmte Merkmale hat zu einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen geführt, die das Wohlbefinden und die Lebensqualität dieser geliebten Hunde beeinträchtigen.
Auch die nächste Hunderassen leiden sehr unter den schmerzhaften Folgen, die die Überzüchtung in ihrem Fall erzeugt hat ...
#9 Rassen in der Fellfarbe Blue Line
Die gezielte Zucht von Französischen Bulldoggen, American Staffordshire Terriern und Labradoren mit den Farben Blue Line, Silber, Charcoal und Champagner ist im Trend, birgt jedoch Risiken. Das Dilute-Gen, das für die Farbgebung verantwortlich ist, erhöht das Risiko für verschiedene Krankheiten wie Juckreiz, Fellverlust, Hautprobleme und Schäden am Herz und Immunsystem. Betroffene Hunde leiden stark und ein normales Leben ist oft unmöglich. Die Krankheiten sind unheilbar und können nur kurzzeitig mit Medikamenten gelindert werden. Zusätzlich führt das Gen zu Verhaltensänderungen wie Unkonzentriertheit, Hyperaktivität und Nervosität. Die Zucht solcher Hunde sollte daher kritisch hinterfragt werden.
Ebenfalls ein Farbproben gibt es bei folgender Zeichnung ...
#10 Rassen mit Merle-Faktor
Sie sehen so hübsch aus: Merle wird eine Variation genannt, bei der die Fellfarbe heller und bunt gescheckt wird. Doch auch hier sollte man wissen, dass es sich um eine Genmutation handelt, welche die Pigmente der Hundehaare stört und auch die Augenfarbe der Tiere beeinflussen kann. Collies, Deutsche Doggen, Dackel, Shelties, Corgies und Australian Shepherds werden bevorzugt mit dem Merle-Gen gezüchtet.
Das Merle-Gen ist leider aber auch bekannt dafür, bei Hunden oft schwerwiegende gesundheitliche Probleme zu verursachen, insbesondere wenn zwei Merle-Hunde miteinander verpaart werden. Ein häufig auftretendes Ergebnis dieser Verpaarungen ist Taubheit, entweder einseitig oder beidseitig, bedingt durch Fehlbildungen im Innenohr. Des Weiteren können Augenprobleme wie Spaltenbildung in den Augenhäuten, stark verkleinerte Augen oder entrundete Pupillen auftreten. Viele Welpen, die das Merle-Gen tragen, werden blind geboren. Zusätzlich können auch Herzprobleme, Knochenanomalien und Verformungen der Geschlechtsteile auftreten. Merle-Hunde, die von diesen Problemen betroffen sind, zeigen oft schon als Welpen eine verringerte Lebensfreude und haben eine verkürzte Lebenserwartung, häufig sterben sie bereits vor dem Erreichen der Geschlechtsreife.
Und noch etwas trifft alle kleinen Hunde ...
#11 Alle Teacup-Hunde
Unter dem Begriff Teacup werden extra kleingezüchtete Zwerghunderassen, wie z.B. Zwergpinscher, Yorkshire Terrier oder Toy-Pudel. Die bezaubernden Teacup-Hunde mögen zwar niedlich sein, aber hinter ihrer zierlichen Erscheinung verbirgt sich oft ein trauriges Schicksal. Aufgrund ihrer winzigen Größe erleiden viele dieser Hunde bei der Geburt Schwierigkeiten, da ihre Köpfe oft zu groß für den Geburtskanal sind. Leider können ihre Gehirne nicht proportional verkleinert werden, was zu einem Wasserkopf führt und häufig zu Erkrankungen und einem frühen Tod führt. Die offene Fontanelle macht sie besonders anfällig für Kopfverletzungen, die tödlich enden können. Ihre empfindlichen Augen sind anfällig für Verletzungen und Infektionen, während Atembeschwerden, Kieferprobleme, Lebererkrankungen und Herzprobleme ihre Gesundheit bedrohen.
Nochmal zum Schluss: Auch Tiere, die zu den Qualzuchten gehören, sind natürlich Tiere, die Liebe verdient haben und ein schönes Leben bei einer tollen Familie haben sollten. Doch die Zucht ihrer Merkmale sollte man aus Tierschutzgründen nicht unterstützen. Wer eine betroffene Rasse dennoch haben möchte, kann sich bei Tierschutzgruppen und in Tierheimen informieren.