Diese Fakten über Haie kennt kaum jemand

So faszinierend sind die „Räuber der Meere“ wirklich. Haie werden in Filmen oft als blutrünstig dargestellt. Doch sie sind viel komplexer, als du denkst.

Haie sind schon viel Länger Bewohner unserer erde, als die meisten denken.
Quelle: IMAGO / Cavan Images

Die gefürchtetsten Meeresbewohner sind mit großem Abstand die Haie. Zahlreiche Filme oder Nachrichten haben uns eingetrichtert, Haie seien gefährlich und blutrünstig. Doch was von all dem stimmt wirklich? Kaum ein anderes Tier ist mit so vielen Vorurteilen belastet wie der Hai. Und natürlich ist es richtig, dass ein Hai gefährlich sein kann: Seine zahlreichen spitzen Zähne hat er nicht nur zur Dekoration. Tatsächlich ist der Hai aber längst nicht das Monster, für das man ihn hält! Auf den folgenden Seiten haben wir dir die spannendsten Fakten über den vermeintlichen „Räuber der Meere“ zusammengestellt.

Los geht's:

Auf dem Bild ist ein Zahn vom Megalodon zu sehen. Schätzungen zufolge ist er vor 2,6 Millionen Jahren ausgestorben.
Quelle: IMAGO / Dreamstime

#1 Millionen Jahre älter, als Dinosaurier

Haie schwammen schon 100 Millionen Jahre vor den ersten Dinosauriern durch die Ozeane der Erde. Die Tiere waren so früh dran, dass es noch nicht einmal Landwirbeltiere oder Insekten gab. Vor ungefähr 375 Millionen Jahren lebte der erste Hai und vor 395 Millionen Jahren der erste Urhai. Der größte Hai aller Zeiten, namens „Megalodon“, lebte jedoch erst 40 Millionen Jahre nach den Dinosauriern. Er konnte damals bis zu 20 Meter lang werden, während ein Zahn von ihm teilweise so groß war wie die komplette Hand eines ausgewachsenen Mannes. Um seinen Energiebedarf zu decken, verspeiste der Riese manchmal sogar kleine Wale.

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„Jaws“, oder in Deutschland „Der  weiße Hai“, erschien 1975 auf den Leinwänden.
Quelle: IMAGO / United Archives

#2 Der Autor von „Der Weiße Hai“ fühlte sich schuldig

Das Buch sowie die Verfilmung wurden in den Siebzigern zu riesigen Hits – sorgten jedoch auch dafür, dass sich die Menschheit plötzlich vor den Haien fürchtete. Dafür fühlte sich Peter Benchley bis zu seinem Tod 2006 schuldig und versuchte stets, die Leute darüber aufzuklären, wie ungefährlich Haie eigentlich sind. Komplett ungefährlich sind sie zwar nicht, da es trotzdem jedes Jahr bis zu 100 Angriffe auf Menschen gibt, jedoch sind sie weit mehr gefürchtet, als sie es eigentlich sein müssten. Aus vier verschiedenen Gründen kann es zu einem Angriff kommen. Die erste Theorie wäre, dass besonders Surfer*innen auf ihren Brettern mit Robben, der Hauptspeise des Hais, verwechselt werden. Nach einem Biss ins Brett lassen die meisten dann aber auch von ihrer missverständlichen Beute ab. Die zweite wäre, dass Schwimmer*innen oder Taucher*innen den Hai unbewusst provozieren. Es kann aber auch einfach sein, dass der Hai sein Revier verteidigen möchte. Ein weiterer Grund dafür, dass manche Haie dem Menschen ab und zu gefährlich nah kommen, ist ihre Neugier: Kommt ihnen etwas unbekannt vor, wollen sie es untersuchen – entweder mit der Nase oder den Zähnen.

Eigentlich sind wir eine viel größere Gefahr für die Haie, als andersherum:

Squalen kommt in vielen pharmazeutischen und kosmetischen Produkten vor.
Quelle: IMAGO / BSIP

#3 Wir sind die große Gefahr

Trotz der menschlichen Angst vor Haien sind wir für sie eine deutlich größere Bedrohung: Es wird geschätzt, dass pro Jahr etwa 100 Millionen Haie getötet werden, da ihre Flossen bei Sammler*innen viel Geld einbringen. Außerdem ist Haifischflossensuppe ein traditionelles Gericht in China. Den größten Teil machen jedoch wahrscheinlich das Leberöl und die Knorpel aus, die als Rohstoff in der Pharma- oder Kosmetikindustrie verwendet werden. Das Öl heißt „Squalen“ und wird für fast alle Kosmetikprodukte genutzt: Von Anti-Aging-Cremes bis hin zu Lippenstift und Lidschatten ist alles dabei. Squalen kann zwar auch aus Oliven und Zuckerrohr hergestellt werden, jedoch kostet das mehr Geld und Zeit, weshalb die Industrie lieber das Öl von Haien verwendet. In sieben von acht Hautcremes ist Squalen enthalten, und oft wird die Leber den Haien bei lebendigem Leib entfernt, bevor die Tiere zurück ins Wasser geworfen werden. Die Hälfte der Haie, die für diese Prozedur genutzt werden, sind laut der „Roten Liste“ bedrohter Tierarten der Weltnaturschutzunion IUCN vom Aussterben bedroht.

Kannibalismus steht bei manchen Haiarten an der Tagesordnung:

Der Sandtigerhai kommt unter anderem im Mittelmeer vor.
Quelle: IMAGO / imagebroker

#4 Tschüss, Bruder

Die meisten Haie legen Eier, aber manche Arten bringen „fertige Haie“ zur Welt. Unter ihnen kommt es häufig dazu, dass die großen ihre kleinen Geschwister schon im Bauch der Mutter aufessen. So zum Beispiel der Sandtigerhai (Carcharias taurus), der in tropischen und subtropischen Ozeanen sowie im Mittelmeer vorkommt. Weibchen paaren sich mit mehreren Männchen, doch nur die fittesten zeugen tatsächlich Nachwuchs. In der Gebärmutter kommt es zu embryonalem Kannibalismus: Die zuerst schlüpfenden Embryonen fressen ihre Geschwister auf und anschließend die unbefruchteten Eier. Dadurch wird sichergestellt, dass nur die stärksten Männchen ihre Gene weitergeben.

Hier kommt es zu besonders vielen Haiangriffen:

Das Rote Dreieck ist eine Region in der besonders viele Haiangriffe passieren.
Quelle: IMAGO / imagebroker

#5 Das „Rote Dreieck“

Das Rote Dreieck ist eine etwa dreieckige Region vor der Küste Nordkaliforniens, die sich von der Bodega Bay nördlich von San Francisco bis zur Region Big Sur südlich von Monterey erstreckt. In diesem Gebiet leben viele Meeressäuger wie Seeelefanten, Seehunde und Seelöwen, die die Hauptnahrungsquelle für Weiße Haie darstellen. Etwa 38 Prozent der Haiangriffe in den USA und elf Prozent der weltweiten Angriffe auf Menschen ereignen sich hier. Das bedeutet allerdings nicht, dass man sich dort niemals ins Wasser trauen sollte – immerhin ist es wahrscheinlicher, von einer herabfallenden Kokosnuss erschlagen zu werden, als von einem Hai angegriffen zu werden. Trotz der Gefahr nutzen viele Menschen die Gewässer rund um die San Francisco Bay Area zum Surfen, Schwimmen und Tauchen.

Wusstest du, dass es unmöglich ist, dass der Weiße Hai in Gefangenschaft leben kann?:

Weiße Haie sterben in Gefangenschaft, da sie ständig in Bewegung sein müssen.
Quelle: IMAGO / OceanPhoto

#6 Den Weißen Hai fängt niemand

Einen Weißen Hai festzuhalten ist bisher noch kaum jemandem gelungen – und wenn, dann nicht sehr lange: Maximal fünf Wochen lang konnte ein Weißer Hai „in Gefangenschaft“ gehalten werden. Die meisten sterben schon nach wenigen Tagen an dem Schock und an der Weigerung, Nahrung aufzunehmen. Ein japanisches Aquarium versuchte, einen Weißen Hai in Gefangenschaft zu halten, doch der Raubfisch starb nach nur drei Tagen. Der 3,5 Meter lange Hai wurde versehentlich in einem Fischernetz gefangen und in das „Okinawa Churaumi“ Aquarium gebracht, das die Ausstellung als einmalige Sensation bewarb. Der Hai weigerte sich jedoch, Nahrung aufzunehmen, und sein Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide, bis er schließlich verstarb. Die Haltung von Weißen Haien in Gefangenschaft gilt als problematisch, da sie kontinuierlich schwimmen müssen, um genügend Sauerstoff zu erhalten. Tierschutzorganisationen, darunter Peta, kritisierten das Vorhaben scharf und bezeichneten es als „grausam“. 

Was hat es mit dem Revolvergebiss auf sich?:

Haie haben mehrere 10.000 Zähne, die ständig „nachgeladen“ werden können.
Quelle: IMAGO / Bluegreen Pictures

#7 Haie haben Tausende von Zähnen

Haie haben die Fähigkeit, ihre Zähne lebenslang nachwachsen zu lassen. Je nach Bedarf können sie bis zu 30.000 Zähne in ihrem Leben bekommen. Das Gebiss der Haie wird oft als Revolvergebiss bezeichnet, da hinter jeder Zahnreihe mehrere neue Zahnreihen in einer Zahnbildungsgrube wachsen. Wenn ein Zahn ausfällt oder abbricht, klappt der nächste Zahn aus dem Kiefer nach vorn, um die Lücke zu füllen. Die Anzahl und Form der Zahnreihen variiert je nach Haiart und ihrer Ernährungsweise. Während der Tigerhai nur eine Zahnreihe hat und etwa 1.400 Zähne in zehn Jahren benötigt, besitzt der Katzenhai drei Zahnreihen. Junge Zitronenhaie wechseln ihre vorderste Zahnreihe sogar wöchentlich aus.

Doch wie schnell können Haie eigentlich schwimmen?:

Der Makohai muss dringend mehr geschützt werden, um ihn vor dem Aussterben zu bewahren.
Quelle: IMAGO / oceans-image

#8 Der schnellste Hai der Welt

Der Kurzflossen-Makohai ist der schnellste Hai der Welt, mit Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 70 km/h. Beeindruckend ist auch seine Fähigkeit, bis zu sechs Meter hoch aus dem Wasser zu springen. Dieser Raubfisch, der über vier Meter lang und 500 Kilogramm schwer werden kann, ist in tropischen und subtropischen Ozeanen weltweit zu Hause und spielt eine wichtige Rolle im marinen Ökosystem. Doch die Art ist stark bedroht. Aufgrund von Überfischung, mangelnder Regulierung und Beifang sind die Populationen des Makohais in allen Ozeanen stark zurückgegangen. Besonders im Mittelmeer steht er kurz vor dem Aussterben. Seine niedrige Fortpflanzungsrate und die hohe Nachfrage nach seinem Fleisch und seinen Flossen machen ihn besonders anfällig. Expert*innen fordern dringend ein besseres Fischereimanagement, um den Makohai zu schützen.

Der nächste Fakt ist besonders interessant:

Haie können tatsächlich sinken.
Quelle: IMAGO / Bluegreen Pictures

#9 Haie sind wie Flugzeuge

Im Gegensatz zu den meisten anderen Unterwasserbewohnern halten sich Haie nicht durch eine Luftblase im Inneren ihres Körpers vom Sinken ab; tatsächlich sind sie darauf angewiesen, sich stets vorwärtszubewegen. Wie ein Flugzeug würden auch sie „abstürzen“, wenn sie anhielten. Außerdem müssen ihre Kiemen stets neues Wasser bekommen, weswegen Haie auch im Schlaf vorwärtsschwimmen. Jedoch ist es ein weit verbreiteter Irrglaube, dass alle Haie ständig schwimmen müssen, um nicht zu ersticken. Tatsächlich trifft das nur auf etwa ein Drittel der über 400 Haiarten zu. Die Mehrheit, wie zum Beispiel bodenlebende Haie, kann ohne Probleme ruhig zum Schlafen am Boden liegen und atmet aktiv, indem sie Wasser mit ihren Muskeln über die Kiemen pumpen, ähnlich wie Karpfen. Haie, die ständig schwimmen müssen, nutzen den sogenannten Staudruck, bei dem sie das Maul offen halten, sodass Wasser während des Schwimmens von selbst über die Kiemen strömt. Die Atemtechnik hängt also von der jeweiligen Lebensweise des Hais ab.

Haie sind nicht dumm: Im Gegenteil ...

Bei fehlgeschlagenen Angriffen können sie aus der Situation lernen und ihre Strategie ändern.
Quelle: IMAGO / Zoonar

#10 Intelligenz

Vielleicht sehen sie nicht so aus, aber Haie sind sehr intelligent. Man kann ihnen Tricks beibringen und ihnen zeigen, wie sie gewisse Probleme lösen. Daran können sie sich auch später noch erinnern. Haie gelten außerdem als intelligente Tiere, da ihr Verhalten oft von Neugier und Vorsicht geprägt ist. Statt blindlings anzugreifen, erfassen Haie ihre Umgebung zunächst mit allen Sinnen. Sie nähern sich unbekannten Objekten vorsichtig und können einen sogenannten „Probebiss“ setzen, um herauszufinden, ob etwas essbar ist. Diese Fähigkeit zeigt, dass Haie Gefahren abschätzen und Risiken vermeiden, um Verletzungen zu verhindern, die ihre Jagdfähigkeit beeinträchtigen könnten. Zusätzlich zeigen Haie eine bemerkenswerte Flexibilität bei Angriffen. Sie sind in der Lage, ihre Vorgehensweise zu ändern, wenn ein erster Versuch scheitert. Dieses Verhalten deutet darauf hin, dass sie aus Erfahrung lernen und nicht nur instinktiv handeln. Auch die Frage, ob Haie miteinander kommunizieren, wird weiterhin erforscht. Eine solche Fähigkeit könnte ein weiteres Zeichen für ihre Intelligenz sein.

Als letztes: Wie solltest du dich bei einer Begegnung mit einem Hai verhalten?

„FACE – GUIDE – PUSH – MOVE – (GILLS)“ ist die Anleitung, die man befolgen sollte, wenn es zur Begegnung mit einem Hai kommt.
Quelle: IMAGO / Westend61

#11 Das Wundermittel

FACE – GUIDE – PUSH – MOVE – (GILLS): Wenn du einem Hai begegnest, stoppe sofort deine Vorwärtsbewegung und drehe dich ruhig in einer vertikalen Position zu ihm hin. Halte deine Füße still und richte dich mit deinen Armen so aus, dass du dem Hai direkt gegenüberstehst. Sollte es mehrere Haie geben, konzentriere dich auf denjenigen, der dir am nächsten ist. Wenn der Hai nah genug kommt, dass du ihn mit ausgestrecktem Arm berühren kannst, berühre ihn sanft an der Schnauze oder am Kopf und lenke ihn vorsichtig an dir vorbei. Bewege dich dabei ruhig und ohne Hektik. Sollte der Hai direkt auf dich zusteuern, schiebe ihn sanft zur Seite, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Wenn der Hai weiterhin interessiert an dir ist und du die Begegnung beenden möchtest, schwimme frontal auf ihn zu. Sollte er immer noch auf Körperkontakt bestehen, berühre seine Kiemen oder drücke Wasser dagegen. Haie reagieren sensibel auf die Kiemenregion, da sie diese bei Auseinandersetzungen untereinander oft angreifen. Zum Abschluss ziehe dich kontrolliert zurück und verlasse das Wasser.

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